Sie ist an ihrem Strand, von dem sie getraeumt hatte. Seit Wochen schon, doch hat sie es aufgegeben, die Tage zu zaehlen. Warum auch, ist sie doch rundum gluecklich. Sie geniesst jede Minute, sei es im Schatten der Palmen zu liegen, mit dem Blick auf das tuerkisblaue Meer, oder sich im Wasser zu tummeln, oder mit den Fischen um die Wette zu schwimmen. Ihre Haut hat bereits eine goldbraune Farbe. Ihre Haare sind heller geworden, gebleicht von Sonne und Meer. Ein strahlender Tag folgt dem anderen. Rund um sie ist nichts wie Wasser, weisser Sand und Palmen, von denen sich manche weit ueber den Strand beugen und einige sogar ueber dem Wasser zu liegen kommen, mit ihren Blaetterkoepfen grade noch hoch genug darueber, so dass sie nicht nass werden.
Es war garnicht einfach gewesen, hierher zu kommen. Tagelang hing sie am Hafen herum, auf der Suche nach einem Boot, das sie zu einem der kleinen Atolle bringen wuerde, die besiedelt waren. Aber bereits dort, zwischen all den dunkelhaeutigen Menschen, dem Fischgeruch und dem Getuemmel, wie es ein so kleiner Hafen eben mit sich bringt, und trotz aller Sprachschwierigkeiten, - sie fuehlte sich von Anfang an, und rundum, wohl.
Sie erinnert sich an einige Erlebnisse im Hafen und laechelt, speziell bei jenem, das sie schliesslich in der Folge zu dieser Insel, ihrem jetzigen Aufenthaltsort brachte. Da sass sie auf den Treppen zu dem kleinen Teehaus, oder besser Huette, an der Mole, wo sie jeden Tag auf eines der Fischerboote von einem der Atolle wartete, das ihr jemand empfohlen hatte, - umsonst, wie schon so oft. Es war bereits wieder Mittag geworden, ohne dass sie ein Boot auftreiben konnte. Sie hatte mehr als genug Zeit, sich um ihr leibliches Wohl zu kuemmern und war noch nicht bereit dem Hafen bis zum naechsten Morgen den Ruecken zu kehren. Daher begann sie einen Brief zu schreiben. Aber kaum hatte sie die erste Zeile beendet, umringten sie auch schon ein paar Neugierige, und immer mehr kamen hinzu. Grosse Kinderaugen, interessierte Fischermaenner, und alle lachten sie und verfolgten begeistert ihrer Schreiberei. Da war ein Puffen und Stossen rund um sie und sich reckende Haelse, und das Sing-Sang der fremden Sprache. Sie hat den Brief zu Ende geschrieben, unter allgemeinem Applaus. Sie muss jetzt noch lachen, so komisch fand sie ihre Situation. Ein Fischer zog sie schliesslich am Arm, und bestand darauf, dass sie mit ihm mitkommen sollte. Er deutete auf das Teehaus und nach einigem Straeuben folgte sie ihm, vorallem weil alle so froehlich lachten. Da war sie nun in diesem kleinen Teehaus, alles nur Fischermaenner darin. Man setzte sie auf eine kleine Bank und liess sie allein; der Fischer, der sie dazu ueberredet hatte, geselligte sich zu den anderen Maennern. Eine rundliche Einheimische erschien und stellte vor sie Tee und Suessigkeiten, angehaeuft auf mehreren Tellern, alles kleine Happen in verschiedenen Farben und Formen. Die Frau forderte sie auf zuzugreifen, so wie die Maenner auch. Naja, das tat sie denn auch unter allgemeiner freundlicher Ermunterung. Es waren Kokosnussbaeckereien und was die Baeckerin oder die Baecker da zubereitet hatten, war einfach koestlich.
Femina setzt sich auf. Das Meer gefaellt sich in Streifen, vom dunkelsten Blau bis zum glasigsten Gruen, so wechseln sie einander ab. Die ueber das Wasser haengenden Palmen faechern ihre Blaetter im sanften Wind.
Sie hat im Teehaus nichts bezahlen muessen. Man hat ihr nur freundlich, und unter froehlichem Lachen, zugewinkt, als sie gehen wollte, und eine Bezahlung strikt abgelehnt. Was soll sie sagen! Dieses Volk hat ihre Seele im Sturm erobert. An diesem Tag fasste sie den Entschluss, der sie hieher brachte. Sie wuerde am naechsten Morgen, das naechstbeste Boot nehmen, das auslief, egal wohin es auch immer segelte. Die Boote verliessen den Hafen immer nur in den fruehen Morgenstunden, um in die Atolle zu kommen. Die Atollbewohner, Fischer, mit wenig Ausnahmen, besitzen nur Segelboote simpelster Art. Was der Wind nicht an Arbeit leistet, muessen sie selber tun, und das heisst auch, die Stroemungen zwischen den Atollen zu ueberwinden. Abgetrieben zu werden konnte den Tod bedeuten. Zu manchen Atollen dauert die Reise Tage, zu anderen Stunden, und immer abhaengig vom Wind. Die Boote sind fuer die Fischer daher auch Lebensraum, aber bequem sind sie deshalb noch lange nicht. Sie sind nicht fuer soetwas ausgestatted, da die meisten Reisen nur bei Tag gemacht werden, doch fuer einen Notfall haben sie sich vorzusorgen.
Sie springt jedenfalls am naechsten Morgen, wie beschlossen, in das naechste auslaufende Boot. Nach kurzem Palaver mit dem Bootsfuehrer ist die Sache perfekt, sie kann mit ihnen mitkommen. Es war ein hoechst ueberraschender Erfolg, denn keiner von ihnen verstand die Sprache des anderen. Aber warum auf etwas warten, das keineswegs besser sein konnte, was auch immer sie jetzt ansteuerte? Mit diesen freundlichen Fischern kann der Unterschied nicht gross sein, egal auf welchem Atoll sie lebten! Die Maenner im Boot waren auch ganz herzlich zu ihr und richteten ihr einen schoenen Platz ein. Das Boot hatte Baenke entlang den Seiten und ein paar quer von einer zur anderen, einen Mast und Ruder, die unter den Baenken verstaut waren. Eine kleine schattenspendene Ueberdachung befand sich an einem Ende und Netze, Seile und Saecke lagen ueberall nietlich abgesichert rundum. Es gab keinen Raum, an den man sich zurueckziehen koennte, sollte es regnen oder stuermen, und es gab nur ein Segel, und das war keineswegs neu, sondern hatte viele Reparaturen. Doch tat es seinen Dienst. Voll geblaeht von einem stetigen Wind glitt das Boot durch kleine Wellen und die Stimmung aller an Bord war entspannt und froehlich. Sie gaben ihr getrockneten Fisch zum Essen, was ihre eigene Versorgung war und kochten Wasser fuer Tee auf einem kleinen Kerosinoefchen. Kokosnussschalen, poliert und glatt geschliffen dienten als Tassen, die sie dann fein saeuberlich einsammelten und zur Reinigung in einem Netz ins Wasser haengen liessen.
Es war nur eine lange, aber unvergessliche, Tagesreise, bis sie die kleine Insel erreichten, auf der sie sich nun wohnlich niedergelassen hat. Und sie hat ihre Entscheidung noch keine Stunde bereut. Im Gegenteil! Sie hat nicht vor, jemals wieder von hier wegzugehen.
Das Atoll ist so klein, dass man es ganz leicht in weniger als einer Stunde umrunden kann. Ueberall hat es den feinsten weissen Sand, der wie ein Band die von Kokospalmen bedeckte Insel einsaeumt, aber auch den Boden der Lagune bildet und dem Gruen und Blau des Wassers eine makellose Klarheit verleiht. Im Inselinneren, vorallem in seiner Mitte, wo die Bewohner ihre Palmenhuetten haben, wachsen einige Straeucher und Buesche, wovon ein paar riesige Blueten tragen, die die Frauen gerne als Haarschmuck verwenden. Es ist das winzigste Dorf, das man sich vorstellen kann, eher eine Ansiedlung, nicht mehr als zwanzig Huetten, in dem die Fischer mit ihren Familien wohnen und von denen einige leer stehen um als zusaetzliche Quartiere zu dienen, fuer alle, die Herberge brauchen, jene Fischer vorallem, die zu fernen Atollen reisen.
Jedes Haus hat einen kleinen privaten Garten an seiner Rueckseite , den ein Zaun aus dichten Palmenblaettern von den Wegen und oeffentlichen Plaetzen abgrenzt, die von den Einwohnern frequentiert werden. Es herrscht immer reger Verkehr, denn das Leben spielt sich vorwiegend im Freien ab und es gibt staendig nachbarliche Besuche. Da ist genug Platz fuer jede Familie, denn die Huetten sind nicht nahe beieinander, sondern eher ueber die Insel verstreut. Jedoch keine der Huetten befindet sich am Strand. In welchem Heim man auch immer sein mag, es ist immer nur ein kurzer Weg bis zum Wasser, hoechsten 15 Minuten, wenn man schon den laengsten Pfad nehmen will.
Das Atoll liegt an einer Seite direkt am Riff, mit einem Band von etwa 20 oder 30 dreissig Metern in Breite, aus farbenpraechtigsten Korallen, von dem es dann unmittelbar in die Untiefe offenen Meeres abbricht. Die andere Seite, innerhalb des Atollringes, ist eine Lagune, die das grossartigste Swimmingpool formt, das man sich nur wuenschen kann und das die perfekten Plaetscherfreuden bereitet. Jeden Tag, wenn sie zum Meer geht, muss sie also eine Entscheidung treffen, naemlich, wonach es sie geluestet: Schnorcheln und tauchen, oder sich im klarsten Wasser baden. Beides ist unuebertreffliches Vergnuegen, wobei die Unterwasserwelt zu den echten Weltwundern gehoert. Es ist im wahrsten Sinne des Wortes eine Wasserwunderwelt, mit Fischschwaermen von winzig klein bis riesengross, in den abenteuerlichsten Farben und Mustern. Gestreiftes und Gepunktetes auf einem Kleid zu tragen, das wagen nur Unbekuemmerte, aber hier ist mit noch so viel Phantasie der Wirklichkeit nicht nahe zu kommen. Die Korallen und alles andere Getier und Leben sind von atemberaubender Buntheit und Vielgestalt. Sie sieht Delfinschwaerme und Schildkroeten, Riesenrochen und Monsterfische, und obwohl es von Haien wimmelt, ist ihr das voellig egal, - die haben naemlich sowieso die Qual der Wahl, bei diesem Futterangebot. Warum sollte da einer grade sie verschlucken wollen! Nein, nein! Nichts kann sie von dieser Zauberwelt fernhalten!
Ueberhaupt! Freiwillig bringt man sie von hier nicht fort! Ein kleines Maedchen aus dem Dorf kennt erstaunlicherweise ein paar Woerter aus Femina’s Sprache. Sie ist ein suesses Ding und versucht ihr stets und ganz ernsthaft die lokale Sprache beizubringen. Sie zeigt ihr auch, wie man am Strand nach Muscheln sucht und wo man die schoensten findet. Nachmittags liegt Femina jedoch am liebsten im weissen Sand unter den Palmen, ganz nahe dem Wasser, dem herrlichsten Wasser der Welt. Nirgendwo ist es so klar, nirgendwo so tuerkisgruen. Nirgendwo koennte es schoener sein!
Und dazu kommen noch diese Menschen, die grad so wundervoll sind. Was muss sie mit ihnen lachen! Dass sie neugierig sind, ist ihr ja im Hafen schon aufgefallen, aber dass sie soooo neugierig sind, hat sie nicht erwartet, denn sie stecken ihre Nase in alles, ob Maennlein oder Weiblein. Keine Tasche, kein Buendel, keine Dose, kein Buch, das sie nicht genau inspizieren, auch ohne ihr Wissen und in ihrer Anwesenheit, wie sie immer wieder feststellen muss. Sie besitzt zwei Buecher, eines ist ueber die Erstbesteigung eines Achttausenders, mit vielen Bildern darin, das andere ein Yogabuch, mit Bildanleitungen fuer praktische Uebungen. Ueber diese Bilder machen sie sich immer wieder in Gruppen her. Sie koennen stundenlang zusammensitzen und diskutieren; oder, vorallem die Kinder, machen die Uebungen nach und verrenken sich hoffungslos ihre Glieder. Sie haben den groessten Spass dabei, und so geht es Femina, sie kann nur mit ihnen mitlachen.
Selbst in der Nacht scheinen die Bewohner nie alle zur selben Zeit zu schlafen. Manchmal, glaubt sie sich allein unter dem Sternenhimmel, wenn sie zum Strand spaziert, aber das ist ein Trugschluss. Irgendjemand ist immer auf, um den anderen von ihren Unternehmungen zu berichten. Man weiss immer alles ganz genau.
Sie liebt es auch, in den heissen Naechten vor ihrer Huette zu sitzen und den sternfunkelnden Himmel zu betrachten. Sie bleibt dabei allerdings selten allein. Es finden sich immer ein paar Wache, die ihr Gesellschaft leisten. Die Frauen kommen dann meist mit ihren grossen Wasserpfeifen und rot glueht es im Dunkeln auf, wenn sie daran ziehen. Ueberhaupt, diese Menschen sind von einer bezaubernden Schoenheit, aber ganz besonders die Frauen. Sie scheinen zeitlos zu sein in ihrer strahlenden Exotik, und selbstbewusst sind sie auch. Femina nennt sie die Tropenkoeniginnen, die Orchideen des Atolls. Und die Maenner muessen sich um sie sehr bemuehen.
Aber die Neugierde dieser Leutchen ist damit noch lange nicht erschoepft, dass sie mit ihr die Nacht unter dem Sternenhimmel verbringen. Nein, die Neugierde macht auch vor ihren intimsten Angelegenheiten nicht halt. Da sie sich natuerlich am Brunnen im Garten hinter ihrem Haus waescht und wie es ueblich ist, eine entfernte Ecke als ‚gewisses Oertchen‘ benutzt, indem man seinen Abfall mit einem Stock in der Erde verscharrt, ist sie immer irgendwelchen Augen ausgeliefert. Auch wenn sie die Beobachter nicht sieht, sondern sie nur am Palmenblaetterzaun rascheln oder fluestern hoert. Na ja, sie hat sich daran gewoehnt. Die Inselbewohner sind in diesen Dingen nicht genierlich, und sie kann ihnen nichts veruebeln, denn sauber sind sie allemal, von innen und aussen.
So fliegt die Zeit dahin. Das Wetter hat sich allerdings ein wenig veraendert, was jedoch keineswegs ein Problem ist. Im Gegenteil! Es gibt nun mittaegliche und abendliche Wolken. Zu Mittag bringen sie Regen. Es giesst in Stroemen meist eine Stunde lang. Der Schauer ist so dicht, dass man meinen koennte, die ganze Welt bestuende nur aus dieser Insel und Wasser, Wasser ueberall. Doch die Sonne leckt danach gierig jede Pfuetze auf und bricht am Horizont das abziehende Wetter in die farbenpraechtigsten Regenboegen, sodass bald alles wieder so aussieht, als habe es nie einen Wasserguss gegeben und als habe man sich das alles nur eingebildet.
Die Wolken am Abend scheinen nur eine Aufgabe zu haben, naemlich die Sonnenuntergaenge ganz besonders bewundernswert zu machen. Beinahe jeden Tag geht sie zum Strand, um diesem Schauspiel beizuwohnen. Jeder Untergang ist anders; glutrot und lila, orangen gold und Schwefelgelb. Sanft schwingen die Palmenwedel ueber einem Wasser, in dem sich der Himmel eitel spiegeln kann und bei dem man des oefteren nicht mehr weiss, ob es nicht doch aus rotem Gold besteht. Waehrend des Sonnenunterganges laesst man sie allein. Sie hat sich nur einmal diesbezueglich auessern brauchen, als sich jemand zu ihr setzen wollte. Seidem respektiert jeder ihr Beduerfnis, zu diesem Zeitpunkt des Tages, allein sein zu wollen.
Es gaebe sovieles ueber diesen Ort zu erzaehlen, denn es ist ein Paradies, nahezu vollkommen. Aber wer hat schon von einem vollkommenen Paradies auf Erden gehoert? Sie nicht! Und dem ‚beinahe‘ gebuehrt auf jedem Fall die Zehnernote, auch wenn ihr dabei die Mosquitos und andere vielbeinige kleine Ungeheuer einfallen. Was haben die sie schon maltraetiert! Eigenartigerweise, oder dem Himmel sei Dank, an den Strand verirrt sich kaum eines dieser Biester. Sie bevorzugen, im Busch und in den Huetten auf ihre Opfer loszugehen. Einmal, bei einem Spaziergang zum Strand, als die Daemmerung einsetzte, hat sie eine kleine allerliebst aussehende Stechmuecke bei sich aufsitzen lassen, auf ihrem Oberarm, um genau zu sein. Sie liess sie aufsitzen, weil sie eine solch drollige Muecke noch nie gesehen hatte. Sie war gestreift wie ein Zebra und hatte grosse schwarze glaenzende Kugelaugen, leider voll Begier, wie sie gleich feststellen musste. Dieses niedliche kleine Luder hat naemlich verdammt hart zugestochen. Im Reflex hat sie das Biest am Saufen ihres Blutes gehindert, aber der Arm schwoll an, sekundenschnell und der lokale Schmerz blieb ihr einige Tage zum Andenken erhalten. D a s hatte sie sich von der suessen kleinen Muecke nicht erwartet, allerliebst ja, aber ein kleines Monster durchaus.
Zwei andere Weisse sind auf die Insel gekommen, Allister und Gordon. Wie sich herausstellt ist Allister schon lange im Atoll und will eine junge Einheimische heiraten, waehrend Gordon, sein Freund, nur bei im zu Besuch ist. Das erklaert nun auch die Sprachkenntnisse der Kleinen. Femina hatte sich gewundert, doch konnte sie der Sache nicht auf den Grund gehen, eben wegen der Sprachbarriere.
Die beiden bewohnen ein Haus, nur ein paar Ecken weiter von ihrer eigenen Huette. Sie bereichern Femina’s Aufenthalt natuerlich sehr, denn Allister erzaehlt ihr viel von diesen Menschen und dem alltaeglichen Leben auf diesen Inseln, mit vielen erheiternden Episoden dazwischen, die er erlebt hat. Ihre eigenen Erfahrungen koennen seine Erlebnisse nur bestaetigen.
Zu Gordon entwickelt sich eine Affaire. Na ja, er ist ein attraktiver Mann. Gross, mit breiten Schultern und schmalen Hueften, braungebrannt und trotz wohlgeformter Muskel, kein Muskelprotz. Er hat zwar eine Glatze, aber sein Gesicht ist interessant, und seine grossen irridescent gruenen Augen sind einfach sensationel. Tatsaechlich waren es seine Augen, die sie vom ersten Augenblick an faszinierten. Sie sind wie das Meer, das die Insel umgibt, mit all seinem tuerkis blauen Gruen und glasklarem Blau.
Dem neugierigen Voelkchen bleibt natuerlich nichts verborgen und sie freuen sich ungemein. Gibt es ihnen doch viel zum Palavern und haufenweise Gelegenheit, ihre taeglichen Arbeiten mit Gelaechter aufzulockern. Denn arbeiten tun sie gemeinsam, sowohl die Frauen mit haeuslichen Pflichten, als auch die Maenner, die neben dem Fischfang, Muscheln und Korallen polieren und phantasievollen Schmuck herstellen, den sie dann im Hauptatoll zu verkaufen suchen.
Die Glueckswoge schwappt Femina also hoch hinauf. Sie kann nur hoffen, dass sie da oben bleiben kann. Die Beziehung zu Gordon verdichtet sich. Sie stecken nun schon die ganze Zeit zusammen und es wird ihnen bald klar, dass sie sich eigentlich nicht mehr trennen wollen, obwohl sie darueber wenig reden. Derzeit jedenfalls.
Doch Femina’s Hoffnung im Zustand der Glueckseligkeit verharren zu koennen, erfuellt sich leider nicht. Das Inselvolk hat einen neuen Regenten bekommen, und dieser duldet keine Fremden in seinem Land. Femina und Gordon muessen gehen. Allister ist ausgenommen, denn er hatte den Glauben des Landes bereits angenommen, um heiraten zu koennen. Es berechtigt ihn zum Bleiben.
So traurig Gordon und sie auch immer sind, sie koennen ihren Aufenthalt hier nicht verlaengern. Es gibt allerdings keine Diskussion, was sie beide betrifft. Sie wollen zusammenbleiben. Doch praktische Gruende zwingen sie zur Trennung. Er muss seine Angelegenheiten wahrnehmen und sie die ihren. Da sie offiziell verschiedenen Laendern angehoeren, und obwohl sie keine Bedenken hat, ihm zu folgen, will sie nun doch zuerst ihr Studium ein fuer alle mal abschliessen, bevor sie weitere Reisen unternimmt. So beschliessen sie, dass er ihr folgen wuerde, zumindest solange es notwendig sein sollte. Aber auch das kann nicht unmittelbar organisiert werden. Abgesehen von persoenlichen Huerden, soweit es Gordon betrifft, gibt es die behoerdlichen auf ihrer Seite, zu ueberwinden.
Wie dem auch sei, vorerst muss sich Femina durch den Tumult ihrer Gefuehle manoevrieren. Wie sie dieses Abschiednehmen hasst! Von beiden, Insel und Gordon! Es ist absolute Endgueltigkeit was das Atoll betrifft, aber auch die Trennung von Gordon faellt ihr nicht leicht. Sie nennt es ‚ueber gluehende Kohlen laufen‘, und Endgueltigkeit ist auch hier eine nicht zu verleugnende Realitaet. Nichts, rein garnichts, sowohl vom einen als auch dem anderen, kann diesen Abschied erleichtern oder gar versuessen.
*
Traumhaft! Himmlisch! Du hast das erlebt, oder?
Wenn ich das lese und dann die Augen schließe, tauche ich ein in diese wunderbare Welt, spüre den feinen Sand unter meinen Füßen, rieche das meer und höre das Meer rauschen!!!
Danke!