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DNS Kapitel 1, Teil 1

Veröffentlicht von am in Buch Kapiteln

Der Herbst ist früh gekommen. Während des Tages versucht er sich hinter der Sonne zu verstecken, doch wenn diese fehlt, lässt er sich nicht mehr verleugnen. Auch der Tag ist zu Feminas Bedauern bereits auffallend kurz geworden. Wenn sie morgens zur Arbeit eilt, ist der Himmel greulich grau und es dauert lange, bis die Sonne, falls überhaupt, die dicken Schichten von Dunts und Nebel durchdringen kann. Die Gräser sind dann nass und die vielen Blumen in den Hausgärten leuchten schreiend bunt, als wollten sie sagen,- da sind wir noch, trotzdem die Nächte schon kalt sind. Eigentlich war dieses Jahr nie wirklich Sommer gewesen. Alle Früchte werden später geerntet als sonst und es fehlt ihnen die süsse Reife.

Femina hat seit ein paar Tagen Besuch,- Tina, ihre langjährige Freundin und Vertraute. Sie sehen sich nicht oft, viel zu wenig, wie beide meinen, doch lassen es die Umstände nicht anders zu. Tina hat ihre kleine Tochter mitgebracht, die jetzt etwa 11 Jahre alt ist. Femina hat Tina's Kind auch nur ein paar Mal gesehen, mit langen Abständen dazwischen. Unwahrscheinlich, wie gross sie schon ist! Und sie verspricht ein besonders schönes Exemplar Frau zu werden. 

Femina ist über diesen Besuch hochgradig entzückt. Sie hatte die Hoffnung auf ein Wiedersehen, vor ihrer eigenen Abreise bereits aufgegeben, und nun ist es doch noch zustande gekommen.

"Du bist also wieder unterwegs," sagt Tina und schwenkt den Tee in ihrer Tasse, nimmt schlürfend einen Schluck. Sie sitzen in Femina's Wohnzimmer, haben es sich gemütlich gemacht. Die Kleine liegt zwischen ihnen auf der Couch und scheint nicht die geringste Absicht zu haben, sie alleine zu lassen, obwohl es für sie eigentlich langweilig sein sollte. Femina und Tina können nämlich ausdauernd reden, der Faden geht ihnen nicht aus. Mit Tina zu diskutieren ist eine Wohltat. Sie gehört zu den wenigen, die nicht nur argumentieren können, sondern auch Phantasien entwickeln um sich auf den Standpunkt des anderen einzulassen, und trotzdem nie ihre eigene Meinung aus den Augen verlieren. Tina hat keinen Wunsch ihre Meinung dem anderen aufzuzwingen, aber sie kann sehr gut die Schwächen aufdecken. Sie versucht zu überzeugen, aber letztlich dienen alle Diskusionen, auch wenn sie heiss debatiert werden, nur einem Gedankenaustausch und ihrer Unterhaltung. Das beruht natürlich auf Gegenseitigkeit und ist eine der Säulen auf denen ihre Freundschaft ruht. Manchmal spielen sie Varianten über ein Thema durch, ad absurdum,- wie gesagt,- ihnen ist auf keinen Fall langweilig. So kommen sie vom Hundertsten ins Tausendste, auch heute wieder, und die Kleine scheint das durchaus unterhaltend zu finden. Femina wundert sich. Dass sie nicht müde ist! Immerhin hatte Tina mit ihr eine ausgiebige Tagtour unternommen. Aber nein, sie ist nicht müde, mischt sich hin und wieder selbst ins Gespräch und strahlt rundum wohlige Zufriedenheit aus.

Sie kommen schliesslich wieder auf Femina's Abreise zurück.

"Abschiednehmen ," sagt diese, "fällte mir eigentlich nie leicht. Aber von hier schon. Allerdings, meine Oldies werde ich sehr vermissen, sonst verspüre ich keine Trauer. Ich muss einfach weg."

Tina nickt verständnisvoll. Sie würde selber gerne losziehen, sogar mit der Kleinen. Doch jetzt braucht die garnicht mehr so Kleine Schulen und Tina hat sich deshalb vorübergehend sesshaft gemacht. Sie ist Psychotherapeutin, hat einen Teil ihres Hauses für den Beruf abgezweigt, arbeited also zu Hause und ist ihr eigener Boss, so dass sie mit ihrem Leben derzeit durchaus zufrieden sein kann. Wenigsten was, meint Femina trocken. Und da ist auch noch die Kleine, die zu Tina's Glück beiträgt und die sie liebt. Das Kind ist aus einer schiefgegangenen Ehe. Femina hat diesen Gespons nie kennengelernt, was laut Tina's Aussage, kein Verlust ist. Femina war auch nie neugierig geworden,- sie kannte ihn von Bildern und Tina's Erzählungen,- er hatte sie nicht genug beeindruckt und damit war es nie ein Bedürfnis ihm persönlich zu begegnen. Jetzt lebt Tina mit einer Freundin zusammen, die sie auch kennt. Diese Beziehung scheint ausgesprochen harmonisch zu verlaufen.

"Vielleicht ist eine Welt ohne Männer wirklich besser", meint Femina zögernd und mustert ihre Freundin, die dazu nur nickt. Tatsächlich ist diese ein gutes Beispiel, ein lebender Beweis für die Richtigkeit einer solchen Annahme. So ausgeglichen und glücklich hat sie Tina nicht in ihrer Erinnerung. Und die Kleine ist ebenfalls ein glückliches Kind. Man braucht nur einen Blick auf sie zu werfen.

Tina schweigt abwartend. Solche Bemerkungen macht sonst höchstens sie. Doch Femina durchläuft ein Tief. Sie hatte einen stressigen Arbeitstag und trotzdem sie bereits gekündigt hat, trösted sie das nur unzureichend. Da ist zum Beispiel ihr Boss, ein menschlicher Versager, und Femina braucht hin und wieder einen eisernen Willen, um es ihm nicht in seinen Schädel zu prügeln. - Er äendert sich nicht, auch wenn sie fortgeht. Aber warum sollte er auch! 

"Ich kann zur Zeit meinen Chef nicht sehen," fäehrt Femina fort. "Er ist ein rotes Tuch für mich, das letzte. Versteh mich richtig, - er hat alles, was die Gesellschaft hier hoch dotiert. Er ist gescheit, ehrgeizig, ein zäher Streber, und er ist rücksichtslos, kaltblütig, programmiert. Er ist ein Zyniker mit ätzendem Witz, und er ist jung und dynamisch. Na, und wenn man auf seriös steht, sieht er relativ passabel aus. Er ist die Karriereleiter schon ziemlich weit hoch gestiegen, aber noch ist sie nicht zu Ende. Ich vermute, er will die höchste Schaltstelle im vorherrschenden Machtsystem erlangen. Er glaubt natürlich, weiss wie toll er ist. War er doch in Solarsol, dem Mekka allen Fortschrittes, hat dort angeblicherweise berufliche Erfahrungen sammeln koennen. Das ist natürlich genug um die daheimgebliebenen Karrierlinge in sprachloser Ehrfurcht auf die Knie zu zwingen. Schwachköpfe! Alles Schwachköpfe! Klar - in seinem Fachgebiet steckt er viele in seine Tasche. Bei dem niedrigen Standard den die meisten nämlich haben, da ist bald einmal jemand besser. Ich kenne die Typen die er personifiziert. In Solarsol sind sie nichts anderes als gewöhnliche Lehrlinge, - was ja nicht negativ ist, wenn man seine Chancen wahrt, - aber hier werden sie zu Supermännern hochstilisiert, einfach aus dem Umstand der vorliegenden Unfähigkeit eines ganzen Systems. Und er sonnt sich darin! Wie ich sie hasse, sowohl die einen wie die anderen."

Femina ist die Wut hochgekommen. Sie atmet tief ein und stösst die verbrauchte Luft hörbar durch ihre Nasenlöcher wieder aus.

" Doch was soll ich machen! Don Quichote und die Windmühlen, - und zwischendurch bricht halt die Welt auseinander. Es sind ihrer zu viele, überall. Ignoranz weltweit! Vorurteile! Aberglauben! - Oder bloss die Trägheit der Masse? Und Neros gleich haufenweise in den Schlüsselstellen. - Und dieses hirnrissige Argument vom Willen Gottes und der "Menschlichen Natur"! Ich kann das und will das nicht hören! - Manchmal glaubst du intelligente Menschen vor dir zu haben, siehst tatsächlich zweimal hin und dann ist da wieder nur Einbildung, Eitelkeit und Dummheit, grenzenlose Dummheit, - eine gefährliche Kombination! Na ja, du siehst ja wie weit sie gekommen sind!"

Femina schweigt und beruhigt sich wieder

" Und trotzdem glaub ich an die Zukunft," meint Tina sachlich

Femina zuckt mit den Schultern. " Ist ja auch egal. Ich glaube zwar nicht dran, aber ich halte sie für möglich und verdammt, - das ist Grund genug, nicht aufzugeben."

Sie greift nach einer Zigarette und zündet sie bedächtig an. "Du hast Deinen Teil für die Fortpflanzung ja schon getan," und sie blickt vielsagend auf die Kleine. Diese hat den Kopf auf den Arm gestützt und hört aufmerksam zu. Da sind sie, die Vorbilder, nur haben sie keine befehlende Allgemeingültigkeit oder Gewalt.

"Was ist Fortpflanzung," fragt die Kleine in die Stille hinein

Femina und Tina tauschen einen vielsagenden Blick und lachen.

"Fortpflanzung ist, wenn sich etwas bewegt," erwidert Femina und wartet

"Hm," macht die Kleine und denkt angestrengt nach. Denn bewegen tut sich vieles, alles eigentlich.

"Tja und du, - hast noch immer keine Lust auf Nachwuchs?" setzt Tina das Gespräch fort. Femina lächelt und hört tief in sich hinein. Über diese Frage hat sie oft nachgedacht, und sie nimmt sie sehr wichtig. Aber das Ergebnis bleibt immer dasselbe, auch heute wieder. "Nein........wirklich nicht."

Tina grinst unverschämt. Sie weiss zwar genau, dass ein Argument wie,-' da versäumst du aber was'- nicht zieht, doch in diesem Punkt findet sie, dass Femina sich vor einer Verantwortung drückt und dass sie zu egoistisch sei; ihre Rasse sollte nicht aussterben! Andererseits geht es ihr in Wahrheit aber nicht darum, ihre Freundin in etwas hineinzuhetzen, das diese nicht will. Sie versucht bloss ein bisschen zu zündeln. Schliesslich ist dieses Thema immer aktuell. Doch Femina hat heute keine Lust, so unmittelbar darauf einzugehen. Sie ist erschöpft vom Tag, oder besser vom Inhalt des Tages, der wieder einmal so viel unnötigen Mist produziert hat, dass man meinen könnte, im Dreck ersticken zu müssen. An Tagen. wie solchen ist Zukunft nur ein Wort für sie.

"Was ist dir heute über die Leber gelaufen," fragt Tina, die das Schweigen ihrer Freundin richtig deutet. " Der Boss? Ich bitte dich,- dass die Männer, wenigsten die meisten zum Vergessen sind, ist doch ein alter Hut! Also, was noch?"

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Kommentare

  • Gast
    Ingrid Hashish-Hematyar Montag, 21 Oktober 2013

    Hallo Jana, ich hoffe ich mache alles richtig, ist für mich völliges Neuland!
    Ich bin mir sehr unsicher, ob ich da überhaupt hin gehöre.
    Ich werde immer stolzer auf Dich und sag weiter so!!!

  • Femina
    Femina Dienstag, 22 Oktober 2013

    Hallo liebste Seelenschwester!

    Freue mich total, dass Du Dir die Muehe gemacht hast. Ich melde mich auf dem ueblichen Weg
    Bis dahin, Deine BF (beste Freundin)

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Gast Sonntag, 22 Dezember 2024